Die Laubfroschkartierung 2008 hat begonnen.
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Die Laubfroscherfassung in Stadt und Landkreis Osnabrück - aktueller Stand
Dr. Andreas Husicka
1. Einleitung
Die Intensivierung der Landnutzung während der letzten Jahrzehnte hat zu einem Rückgang zahlreicher
Tier- und Pflanzenarten geführt. Zu diesen zählt auch der Laubfrosch (Hyla arborea), der noch bis zur Mitte
des 20 Jh. zu den „Allerweltsarten“ gehörte. In Niedersachsen ist der Laubfrosch heute stark gefährdet
(Podloucky & Fischer 1994). Ein starker Rückgang der Art wurde in den letzten Jahren auch im Landkreis Osnabrück beobachtet
(Naturschutzbund Osnabrück e. V. 1991).
Die bereits vorhandenen Daten zur Bestandssituation des Laubfrosches in Stadt und Landkreis Osnabrück
(Angaben der NLÖ und ältere Daten des NABU Osnabrück e. V.) sind jedoch relativ alt und unvollständig. Angeregt
durch das Laubfroschprojekt „Ein König sucht sein Reich“ in Nordrhein-Westfalen (Geiger et al. 2000) hat der
NABU Osnabrück e. V. deshalb 2003 mit der flächendeckenden Erfassung des Laubfrosches in Stadt und Landkreis Osnabrück begonnen.
Ziel des Projektes ist, zunächst aktuelle und möglichst vollständige Daten als Grundlage für weitergehende
Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen zu gewinnen.
Der vorliegende Beitrag informiert über erste Ergebnisse der Bestandserhebung nach dem 2. Erfassungsjahr.
2. Erfassungsmethoden
Für die flächendeckende Laubfroscherfassung wurde das Untersuchungsgebiet
in 5 x 5 km große Rasterflächen unterteilt. Die Erfassung erfolgt in Anlehnung an das Tierartenerfassungsprogramm
der NLÖ (Herrmann et al. 2001). Um möglichst vielen interessierten Laien die Mitarbeit zu ermöglichen und den hohen
Arbeitsaufwand bewerkstelligen zu können, war es notwendig die Erfassung zu vereinfachen.
Ermittelt wird die Anzahl rufender Männchen pro Rufgewässer (vgl. Kap. 6. Anhang).
Dabei wurden zunächst die vorhandenen, älteren Fundmeldungen gezielt überprüft, um Hinweise
über Bestandsveränderungen zu bekommen.
3. Bisherige Ergebnisse
Dank der Mithilfe zahlreicher Ehrenamtlicher konnte bereits in den ersten 2 Jahren
etwa 2/3 der Gesamtfläche nach Laubfroschvorkommen abgesucht werden (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Aktueller Stand der Laubfroscherfassung
Abb. 2: Laubfroschvorkommen in Stadt und Landkreis Osnabrück
Insgesamt waren 70 Laubfroschvorkommen in Stadt und Landkreis Osnabrück bekannt (Angaben der NLÖ und ältere Daten des NABU
Osnabrück e. V.). Bei der aktuellen Erfassung sind es mit 37 Nachweisen nur noch 53 % der ehemaligen Vorkommen (vgl. Abb. 2).
Dabei handelt es sich zudem zum größten Teil um Funde, die bisher noch nicht bekannt waren (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Aktuelle Laubfroschnachweise (n = 37) in Stadt und Landkreis Osnabrück
Lediglich 19 % der ehemaligen Laubfroschvorkommen konnten aktuell bestätigt werden (vgl. Abb. 4). Hieran wird sich auch
nach Abschluss der Erfassung kaum etwas ändern, zumal die älteren Nachweise bereits gezielt überprüft wurden
(vgl. Kap. 2). Damit ist der Rückgang der Laubfroschvorkommen um 81 % in Stadt und Landkreis Osnabrück festzustellen
(vgl. Abb. 4).
Abb. 4: Alte Laubfroschnachweise (n = 70) in Stadt und Landkreis Osnabrück
Wie bereits erwähnt setzen sich die aktuellen Fundmeldungen überwiegend aus Neufunden zusammen (vgl. Abb. 3).
Ob es sich dabei tatsächlich um neue Rufgewässer handelt, die vorher noch nicht vom Laubfrosch besetzt wurden,
ist allenfalls in Einzelfällen denkbar, da den älteren Fundmeldungen keine flächendeckende Erfassung zugrunde
lag (vgl. Kap. 1). Derartige Einzelfälle könnten die Neufunde an der Südgrenze des Landkreises zu Nordrhein-Westfalen
darstellen. Da dort bereits seit mehreren Jahren erfolgreich Laubfroschschutz praktiziert wird (vgl. Geiger et al. 2000)
und grenznahe Laubfroschbiotope auf nordrhein-westfälischer Seite bestehen, ist anzunehmen, dass grenznahe Neufunde
teilweise auch auf Ausbreitungstendenzen nordrhein-westfälischer Laubfroschpopulationen zurückzuführen sind.
4. Ausblick
Die aktuelle Bestandssituation des Laubfrosches in Stadt und Landkreis Osnabrück ist besorgniserregend.
Es besteht dringend Handlungsbedarf, um den Laubfrosch und damit auch die gesamte Lebensgemeinschaft der Kleingewässer,
Säume und Hecken vor weiteren Bestandseinbußen und letztlich vor dem Verschwinden zu bewahren. Die positive
Bestandsentwicklung des Laubfrosches im angrenzenden Nordrhein-Westfalen (vgl. Geiger et al. 2000) und eigene positive
Erfahrungen mit der Renaturierung von Laubfrosch-Laichgewässern (vgl. Melter 2004) machen aber auch deutlich,
dass die Erfolgsaussichten für einen umfassenden Laubfroschschutz durchaus positiv sein können.
Der NABU Osnabrück e. V. wird sich auch weiterhin dem Thema Laubfroschschutz widmen. Wir hoffen auch im nächsten Jahr
wieder viele Ehrenamtliche für dieses wichtige Thema begeistern zu können.
5. Literatur
Herrmann, T., Altmüller, R., Grein, G., Podloucky, R. & B. Pott-Dörfer (2001): Das Niedersächsische Tierarten-Erfassungsprogramm. – Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen, 21. Jg., Nr. 5 – Supplement Tiere. Hildesheim: 1-44.
Podloucky, R. & C. Fischer (1994): Rote Liste der gefährdeten Amphibien und Reptilien in Niedersachsen und Bremen – 3. Fassung, Stand 1994. – Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen, 14. Jg., Nr. 4: 109-120.
Geiger, A., Steven, M., Glandt, D., Kronshage, A., Schwartze, M. (2000): Laubfroschschutz im Münsterland. – LÖBF-Mitteilungen, 4/2000: 16-34.
Melter, J. (2004): Sternbruch Bad Laer: Neuer Lebensraum für den „Froschkönig“. – Naturschutz Informationen, 20. Jg., Heft 1/2004: 21-23.
Naturschutzbund Osnabrück e. V. [Hrsg.] (1991): Lebensraum Artland. – Quakenbrück: 193 S.
Gewässer Begriff Kürzel Begriff Kürzel Begriff Kürzel Quellgebiet Q Rückhalte-/Speicherbecken RB/SB Bebauung/Verfüllung BV Bach/Fluss/Graben B/F/Gr Zier-/Parkteich ZT/PT Entwässerung E See S n/k Feuerlöschteich LT Ausbau/Vertiefung AB Weiher/Brack/Kolk W/Br/K Fischteich FT Straßenbau SB Teich T Klärteich KT Straßenverkehr SV Tümpel Tü Badegewässer BG Fischbesatz FB Überschwemmungsfläche Ü Viehtränke VT Schadstoffe/Eutrophierung SS Wagenspur/Pfützen P Bodenabbau BA Verlandung V Altwasser/-arm Aw Sonstiges: Tierfang TF Abbaugrube Ab Sonstiges: Sonstiges:
6. Anhang
Auszug aus der Kartieranleitung:
...
2. Vorgehensweise bei der Kartierung
Wir streben eine flächendeckende Erfassung im Landkreis Osnabrück an. Hierfür ist es jedoch nicht notwendig jeden m²
des zugewiesenen Kartiergebietes abzugehen, sondern die Suche sollte in erster Linie auf sich lohnende, potentielle
Laubfrosch-Gewässer konzentriert werden. Hierzu folgende Auswahlkriterien:
Es empfiehlt sich das Kartiergebiet tagsüber nach potentiellen Gewässern abzusuchen und diese dann in der
Abenddämmerung bzw. zur Rufzeit des Laubfrosches gezielt anzufahren. Zur besseren Orientierung können beim NABU
Straßenkarten angefordert werden.
Wann lohnt sich die Kartierung?
Der Laubfroschruf ist nur zwischen Ende April und Mitte Juni in den Abendstunden (ab Abenddämmerung bis ca. 24 Uhr)
am Laichgewässer zu hören. Die Laubfrösche rufen auch nur bei bestimmter Temperatur (ca. 10 – 22°C), trockenes oder
regnerisches Wetter sind hingegen relativ egal.
Wie erkenne ich einen Laubfroschruf?
Der Laubfroschruf ist sehr laut, und klingt wie ein hartes „äpp-äpp-äpp-äpp-äpp“ mit 4-6 Rufen pro Sekunde.
Er ist von anderen Amphibienrufen i. d. R. zwar leicht zu unterschieden, für ungeübte Laubfroschkartierer empfehlen
wir jedoch zum Vergleich unbedingt einen Walkman o. ä. mit einem Laubfroschruf auf die Kartierungen mitzunehmen.
Der Laubfroschruf kann unter http://www.laubfrosch.info heruntergeladen werden. Eine Kassette mit allen Amphibienrufen
ist darüber hinaus im NABU-Naturschutzzentrum verfügbar. Desweiteren werden zur Einführung in die Kartierung
Exkursionen zu Laubfroschgewässern angeboten. Besonders für den ungeübten Laubfrosch-Kartierer ist eine Teilnahme
hieran dringend zu empfehlen.
Wie häufig sollten die Gewässer aufgesucht werden?
Da der Laubfrosch nicht selten zwischen den Rufgewässern wechselt, wäre ein bis zu 3-maliges Aufsuchen der Gewässer
wünschenswert. Aus Zeit- und Kapazitätsgründen sollten mehrmalige Kartierungen des selben Gebietes nur in Ausnahmefällen,
d. h. nur bei erfolgversprechende Gewässern, durchgeführt werden und stattdessen eine größere Fläche abgesucht werden.
II. Hinweise zum Ausfüllen der Erfassungsbögen
Kartierer:
Nr. (Spalte 0):
Datum / Uhrzeit (Spalte 1):
Fundort (Spalte 2):
einzutragen (möglichst punktgenau)
damit im Nachhinein mögliche Kartierlücken identifiziert werden können
Gewässer / Nutzung / Gefährdung (Spalte 3, 4, 5):
New Roman, serif">Nutzung
New Roman, serif">Gefährdung
natürl./künstl
Anzahl Laubfrösche (Spalte 6):
der Größe des Gewässers abhängig, d. h. eine große Anzahl rufender Männchen ist nur in großen Gewässern zu erwarten
Bemerkungen (Spalte 7):
mögliche Gefährdungen usw.)
Laubfrösche enthalten, erfasst werden
Nachtigall) sollte diese bitte zusätzlich hier angeben
...